Ist die Belastung zu stark, ist der Körper zu schwach

Einleitung

Wann glaubst du, gibt es im Fußball die meisten Verletzungen? Laut dem VBG-Sportreport 2024 (Quelle1), der die Saison 2020/21 analysiert hat: August (Training) und Dezember (Wettkampf). Ein Zufall? Ich glaube nicht. Im August läuft meistens die Saisonvorbereitung auf Hochtouren, die Belastung ist dann sehr hoch, besonders wenn man trotz Trainingsplänen im Urlaub die Steigerung der Trainingsintensität in wenigen Wochen sieht. Schließlich sollen die Fußballer die Spielzeit ja so fit wie möglich bestreiten. Zum Winter, wenn der Akku sich langsam leert, die Temperaturen sinken und der Spielplan vor Weihnachten nochmal richtig voll wird, kommt es zum nächsten Verletzungs-Peak.

Zeigt sich eigentlich bei Nicht-Profisportlern ebenfalls eine saisonale Verletzungsanfälligkeit?


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Hauptteil

Die Grippesaison sollte jedem von uns ein Begriff sein. Aus meinen eigenen Erfahrungen als ehemaliger Physiotherapeut ist mir aufgefallen, dass zu Frühlingsbeginn die Zahl an Gartenbesitzern und Büroathleten, sowie Studenten in der Klausurphase in den Praxen, in denen ich gearbeitet habe, gestiegen ist. Warum? Weil der Garten nach dem Winter wieder auf Vordermann gebracht werden muss! Weil die Neujahrsvorsätze und die Laufschuhe, die man zu Weihnachten geschenkt bekommen hat, jetzt genutzt werden müssen! Weil für die Prüfung stundenlang am PC oder in der Bibliothek gelernt werden muss (vor allem, wenn die Zeit knapp wird).

Was haben diese 3 Szenarien gleich? Eine teils deutliche Belastungsveränderung in kurzer Zeit. Die Studenten waren mir die liebsten Patienten, denn hier war es nur notwendig diese wieder in die Aktivität zu bringen. Der Vorteil der Jugend: Der Körper hat den Bewegungsimpuls dankbar angenommen und spätestens nach den Prüfungen war sowieso alles wieder in Butter.

Bei den Gärtnern und Bürohängsten war es genau der umgekehrte Fall. Genauso wie die Fußballer am Ende ihres Urlaubs, haben auch sie sich entschlossen die Belastung hochzuschrauben...früher war das ja auch kein Problem! Nach dem Motto "from zero to hero" ging es direkt an die Arbeit. Die Physio-Praxen freuen sich.

Aber warum haben die Einen keine Probleme mit solchen Belastungen und bei den Anderen geht es voll in die Hose? Man fragt sich vielleicht: Warum ich und nicht die anderen, die älter und/oder unfitter sind?

Ganz einfach, weil es eine Diskrepanz zwischen Belastung und Belastbarkeit gibt! Das bedeutet, dass wir mehr von unserem Körper abverlangen, als er im Stande ist zu leisten. Es gibt begleitende Faktoren, die ebenfalls einen großen Einfluss auf unsere Belastbarkeit haben, denn diese wird nicht nur über das Körperliche definiert.

Das biologische System - Mensch

In meinem Blogartikel vom 27.11.24 (Quelle 2) spreche ich etwas ausführlicher über den menschlichen Körper als biologisches System. Belastungsreize sind enorm wichtig, um dem Körper den nötigen Impuls zur Anpassung (Unser Körper: "Es wird mehr von mir abverlangt, also muss ich an Muskulatur und Kraft zulegen") zu geben. Auf der einen Seite kann dieser Impuls selber für eine Anpassung sorgen (die Intensität kann ideal, zu groß oder zu klein sein), auf der anderen Seite entscheidet zusätzlich unser Kontext über unsere Belastbarkeit!

Der Kontext als zusätzlicher Faktor

Das Wort "Kontext" bezieht sich hier auf die Gesamtheit der Umstände und Faktoren, die den Gesundheitszustand einer Person beeinflussen können. Diese Faktoren sind vielfältig und umfassen physische, soziale, psychologische, kulturelle und ökologische Aspekte. Der Kontext dient dazu, die individuellen und umgebungsbedingten Bedingungen zu verstehen, die z.B. zur Entstehung, Aufrechterhaltung oder Heilung einer Krankheit beitragen.

Mögliche Kontextfaktoren

  • Physischer Kontext:

  • Genetische Veranlagung, Lebensstil (z. B. Ernährung, Bewegung), Vorerkrankungen

  • Sozialer Kontext:

    Familiäre Beziehungen, soziale Unterstützung, gesellschaftliche Normen

  • Psychologischer Kontext:

    Emotionale Resilienz, Stressbewältigungsmechanismen, psychische Belastungen

  • Kultureller Kontext:

    Gesundheitsvorstellungen, Traditionen, Glaubenssysteme

  • Umweltkontext:

    Wohnsituation, Umweltfaktoren wie Luftqualität oder Lärm, Zugang zu Gesundheitsdiensten

  • Ökonomischer Kontext:

    Einkommen, Bildung, Zugang zu Ressourcen

  • uvm.

Wenn die Voraussetzungen nicht ideal sind, kann es zu einigen unschönen Folgen kommen, egal ob für Sportler oder Nicht-Sportler
— Kamil Schiwietz

Folgen von Überlastung

1. Muskelermüdung (Quelle 3)

  • Symptome: Anhaltendes Gefühl von Schwäche, eingeschränkte Leistungsfähigkeit

  • Mögliche Folgen: Verletzungsgefahr steigt, langfristige Muskelschäden.

2. Überlastungsschmerzen, wie z. B. Sehnen oder Gelenke (Quelle 4 und Quelle 5)

  • Symptome: Lokalisierte Schmerzen in überbeanspruchten Bereichen (z. B. Knie, Schultern)

  • Mögliche Folgen: Risiko von Sehnenentzündungen, Gelenkdegeneration

3. Schlafstörungen (Quelle 6)

  • Symptome: Schwierigkeiten beim Einschlafen, unruhiger Schlaf

  • Mögliche Folgen: Verminderte Regeneration, erhöhtes Stressniveau

4. Chronische Erschöpfung (Quelle 7)

  • Symptome: Anhaltende Müdigkeit trotz ausreichendem Schlaf

  • Mögliche Folgen: Burnout, Herz-Kreislauf-Beschwerden

5. Herz-Kreislauf-Stress (Quelle 8)

  • Symptome: Erhöhte Herzfrequenz in Ruhe, Bluthochdruck

  • Mögliche Folgen: Herzrhythmusstörungen, erhöhtes Herzinfarktrisiko

6. Immunsuppression (Quelle 9)

  • Symptome: Häufigere Infektionen (z. B. Erkältungen)

  • Mögliche Folgen: Verlängerte Krankheitsphasen, reduzierte Erholungsfähigkeit

7. Appetitverlust (Quelle 10)

  • Symptome: Geringerer Hunger trotz intensiver körperlicher Aktivität

  • Mögliche Folgen: Unterversorgung mit Nährstoffen, Gewichtsverlust

8. Konzentrationsstörungen (Quelle 11)

  • Symptome: Verminderte mentale Leistungsfähigkeit

  • Mögliche Folgen: Risiko von Fehlern und Unfällen, Leistungsabfall

uvm.

Eine hohe Belastbarkeit zu haben bedeutet, dass wir uns so resistent wie möglich gegen Überlastungen jeglicher Art machen.
— Kamil Schiwietz

Die Belastbarkeit erhöhen

  1. Körperliche Aktivität – Training/Sport (Quelle 12)

    Regelmäßige Bewegung verbessert die kardiovaskuläre Gesundheit, stärkt die Muskulatur und unterstützt die mentale Belastbarkeit. Sie beugt zudem Verletzungen vor und fördert eine schnellere Erholung nach Belastungen.

  2. Ernährung (Quelle 12)

    Eine ausgewogene Ernährung stärkt das Immunsystem und verbessert die Regeneration. Sie wirkt präventiv gegen chronische Erkrankungen wie Diabetes und Herzkrankheiten.

  3. Mentale Resilienz (Quelle 13)

    Die Fähigkeit, Stress zu bewältigen und emotionale Belastungen zu regulieren, ist entscheidend, um körperlichen und psychischen Erkrankungen vorzubeugen.

  4. Soziale Unterstützung (Quelle 13)

    Ein starkes soziales Netzwerk fördert die mentale Belastbarkeit und verbessert die Genesung nach Verletzungen.

  5. Schlafqualität (Quelle 14)

    Ausreichender und qualitativ hochwertiger Schlaf unterstützt die Heilung von Gewebe, stärkt das Immunsystem und reduziert das Risiko für Verletzungen.

  6. Stressmanagement (Quelle 15)

    Techniken wie Meditation oder Atemübungen reduzieren die Stresshormonausschüttung und stärken die Stressresistenz.

  7. Vermeidung von Übertraining (Quelle 16)

    Das Gleichgewicht zwischen Training und Regeneration ist essenziell, um Verletzungen und Erschöpfung zu vermeiden.

Belastung vs. Belastbarkeit

Im Grunde genommen ist die Sache ganz simpel: Je höher die Belastbarkeit unseres Körpers, desto mehr und höhere Belastungen können wir tolerieren!

Um also auf das Beispiel vom Anfang zu sprechen zu kommen: Ernährst du dich von Fast Food, bewegst dich maximal vom Sofa zum Kühlschrank, hast Stress mit deinem Chef, schläfst 5h pro Nacht, rauchst eine Zigarette nach der anderen und fragst dich, wie du deine Kreditkartenschulden stemmen sollst, dann hast du den idealen Nährboden geschaffen, um ein paar Wehwehchen zu bekommen, die schon durch eine (vermeintlich) kleine Belastungssteigerung ausgelöst wird.

Umgekehrt können wir zusammenfassen: Bist du gut drauf, siehst dich als wichtigen Teil einer dich unterstützenden Familie, bewegst dich regelmäßig, isst, was die Natur uns gegeben hat und folgst deinen Zielen und Werten im Leben, die dir wichtig sind, dann kann wird dich kein Garten der Welt in die Knie zwingen können ;-)


Fazit

Belastung (egal ob körperlicher oder mentaler Natur) wird zum Problem, wenn Aspekte deines Mikro- und Makrokosmoses deine Grenze überschreiten. Diese Grenze ist flexibel, je nachdem wie dein Kontext aussieht. Ob dich schon das Blumen gießen komplett aus dem Leben schießt oder du ohne Probleme eigenhändig einen Baum aus der Erde reißen kannst, hängt vom Verhältnis der Belastung zu deiner Belastbarkeit ab.

Je belastbarer du bist, umso weniger kann dich die Belastung interessieren!
— Kamil Schiwietz

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In diesen Reels findest du noch mehr Infos zum Thema Belastung vs. Belastbarkeit:

Reel: “Gute Reha, schlechte Reha

Reel: “Keine Schmerzen = Keine Probleme?

Reel: “Keine Zeit für Reha


Quellen-/Studienverzeichnis:


Bildverzeichnis:

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